You are currently viewing „Ohne Netz und doppelten Boden“ – Die Theater-AG am Hölty kann Krimi
  • Lesedauer:5 min Lesezeit
  • Beitrags-Kategorie:Kunst/Theater

Mit viel Freude, Elan und Herzblut präsentierte die Theater-AG des Hölty-Gymnasiums gestern ihr in diesem Schuljahr vorbereitetes Stück „Ohne Netz und doppelten Boden“, das auf dem Comedy-Thriller „The Long Red Herring“ von Pat Cook basiert. Das Stück wurde eigens für die Aufführung von Darstellerin Berlind Gerken übersetzt und in langer Arbeit während der Proben auf das Schauspielensemble abgestimmt.

Genau wie im letzten Jahr traf der Krimi den Geschmack des Publikums. Die darstellerischen Effekte, das reduzierte, aber wirkungsvolle Bühnenbild und die schauspielerische Leistung der Schülerinnen und Schüler führten zudem am Ende des Stückes zu lautem Beifall.

Wie man es sich als Freund des Krimis wünscht, wurde man bis zum Ende des rasanten Stückes im Unklaren  gelassen, was im Hause des durchtriebenen, unnahbaren und mysteriösen Professors Kleine, der seine Studenten für eine Abschlussarbeit zum Kreativen Schreiben einen nachgestellten Mordfall an seiner Ehefrau lösen lassen wollte, eigentlich geschieht. Als dann die ersten echten Schüsse fielen, die Studenten ihre Kommilitonen plötzlich ermordet sahen, deren Leichen aber danach verschwanden, nahm der Fall Fahrt auf.

Verschiedene Fährten, gegenseitige Verdächtigungen und Indizien führten zu einem unentwirrbaren Netz an Verwicklungen und ließen das Publikum mitfiebern. Wäscheleinen, an denen  mit Wäscheklammern fixierte Hinweise, Tatwaffen und Beweismitteln hingen, durchzogen die ganze Bühne, unterstützten das Wirrwarr und symbolisierten die Undurchdringlichkeit der Zusammenhänge. Dramaturgisch geschickt eingefügte Selbstvorstellungen der Charakter durch kurzzeitige Einfrierungen der Handlungsabfolge fachten die Spekulationen über mögliche Motive der Studenten für die Morde an. War es die stilvolle und hysterische Didi Taggert, die die ersten Mordopfer gesehen hatte oder war es der sich selbst überschätzende Rudy Morell?

Ausdrucksstark vermittelten Jana Heine (9a) als Didi Taggert, Johannes Laukart (9a) als Rudy Morell, Samantha Swinford (8c) als verschüchterte, aber durchtriebene Mary Jane Brody, Berlind Gerken (Jahrgang 12) als von sich selbst überzeugte Kate Darwell, Johanna Becker (9b) als der gelassene Bojo Murchison, Katharina Liebner (9a) als die nüchterne Lynn Burdett, der französische Austauschschüler Davi Me’aille als der an den anderen Studenten verzweifelnde  Franzose Francois Martin sowie Jasmin Hennecke (8e) als undurchschaubarer Professor Kleine einen guten Einblick in die Gefühlswelt der Figuren und überzeugten so das Publikum.

Ganz am Ende entpuppte sich alles als durchtriebenes Spiel. Keiner der Studenten ließ sein Leben, jeder spielte nur eine perfekt inszenierte Rolle. Das Treiben im Haus des Professors  löste sich in Wohlgefallen auf, bis der Professor tatsächlich seine Frau – in einem kurzen, aber rasant improvisierten Auftritt von Laura Trautsch gespielt – ermordete, um den Studenten den Mord in die Schuhe zu schieben. Sie hatten in seinem Haus überall Fingerabdrücke hinterlassen.

Es war ein vergnüglicher und unterhaltsamer Abend, der mit lautem Beifall des Publikums beschlossen wurde. Die lange Arbeit der Theater-AG unter der Leitung von Daniela Bunkenburg und Birte Schwabe hatte sich gelohnt.

Michael Rücker