You are currently viewing Am Ende war doch alles anders, als erwartet – Hölty-Theater-AG überzeugt mit dem Krimi „Krawattenmörder“
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Gesprächsstoff gab es in der Pause der Theateraufführung der Theater-AG des Hölty-Gymnasiums an beiden Spielabenden reichlich. Das Publikum diskutierte, argumentierte und wettete bei Getränken und Snacks, die in der Pause vom 11. Jahrgang für die Zuschauer bereitgehalten wurde, ausgiebig über das angebotene Kriminalstück. Wer war der Krawattenmörder in der gleichnamigen Inszenierung? Welches waren die Mordmotive?

Zuvor waren während des Spiels geschickt falsche Fährten gelegt worden. Andeutungen führten zu Spekulationen und nach der Pause kam alles anders, als man es sich gedacht hatte. Nicht wie vermutet die karrieresüchtige Lokalreporterin Carol Steeds, nicht die über die Zustände in Bibliothek klagende Bibliotheksmitarbeiterin Patricia Müller und nicht der Obdachlose John, sondern ganz unvermutet die unscheinbare Assistentin der Lokalreporterin Anastasia wollte Rache für ihren Vater. Und die Opfer standen ihr dabei im Weg. So hatte man sich einen unterhaltsamen Krimiabend gewünscht.

Raffiniert dramaturgisch durchdacht, rasant inszeniert und engagiert gespielt hatte das Krimistück „Krawattenmörder“, das von den Schülerinnen Denise Frerichs, Julia Wujan, Berlind Gerken und Jana Fürste mit tatkräftiger Unterstützung der anderen Mitwirkenden und der AG-Leiterinnen Daniela Bunkenburg und Julia Glage in diesem Jahr in langer und harter Arbeit entwickelt und einstudiert wurde, alles, was das Herz eines Krimifans höher schlagen lässt. Vor allem das rasante Tempo der Szenenfolge, der Wechsel von Geschehnissen in der Bibliothek und den Verhören bei der Polizei mit Überblendungen bei Gesprächswechseln und die Darstellung der Gedanken und Sichtweisen der Protagonisten durch Einfrieren des Hintergrundes gefielen.

Aber auch die schauspielerische Leistung überzeugte. Julia Wujan als spitzfindige und gewitzte Lokalreporterin Carol Steeds vermittelte glaubhaft, dass sie für eine große Story bereit gewesen wäre, einen Mord zu begehen. Dem Achtklässler Marcel Büschel nahm man die Rolle als machohaften Bibliotheksmitarbeiter Steve Franklin ab, der gekonnt und erfolgreich die Obdachlose Claire, brillant gespielt von der Abiturientin Denise Frerichs, umgarnte. Ausdrucksstark präsentierte Berlind Gerken ihre Rolle. Zunächst geheimnisvoll und andeutungshaft als Obdachloser offenbarte sie sich nach der Spielpause als eine vom schlechten Gewissen geplagte und von Vorahnung, Ziel des Krawattenmörders zu sein, gezeichnete Figur, die in all den Jahren an Angst und Verzweiflung gelitten hatte. Unscheinbar, aber dann umso wirkungsmächtiger ins Geschehen drängend stellte Jana Fürste als Krawattenmörder Anastasia am Ende das ganze Geschehen auf den Kopf. Das Engagement und der Spielwitz der vielen anderen jungen Schauspielerinnen und Schauspieler des Hölty, die an diesen Abenden als Obdachlose, Redaktionsmitarbeiter, Bibliotheksbesucher und -mitarbeiter oder Polizisten ihre Kurzauftritte hatten, rundete das Krimistück ab.

Ein vergnüglicher Abend ging nach knapp eineinhalb Stunden zu Ende und man ist gespannt, was sich die Schülerinnen und Schüler des Hölty im nächsten Schuljahr einfallen lassen.