20.09.2017, am Mittwochmorgen: pünktlich um 7.30 Uhr standen Jasmin, Jannika und Alicia aus der 9b vor dem Raum D 0-01, dem unscheinbaren alten Besprechungsraum, an dem die meisten Schülerinnen und Schüler wahrscheinlich regelmäßig vorbeilaufen, ohne ihn je ernsthaft bemerkt zu haben. Doch in den nächsten zwei Tagen sollte eben dieser Raum zu einem der meistbesuchten der gesamten Schule werden. Denn im Vorfeld der Bundestagswahlen 2017 wurde er kurzerhand zum zentralen Wahllokal der Schule umfunktioniert. Grund dafür war die Juniorwahl – das größte bundesweite Schulprojekt Deutschlands, an dem sich auch das Hölty-Gymnasium beteiligte. Insgesamt 435 wahlberechtigte Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 waren dazu aufgefordert, ihre Stimmen bei der realitätsgetreuen Wahlsimulation abzugeben. Für einen reibungslosen Ablauf der Wahlen sorgten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9a und 9b unter der Leitung von Herrn Otto. In den vorangegangenen Tagen und Wochen mussten personalisierte Wahlbenachrichtigungen geschrieben und ausgeteilt, Wählerverzeichnisse erstellt und nicht zuletzt das Wahllokal eingerichtet werden. Als Informationsangebot standen den Wahlberechtigten sowie allen anderen Interessierten in der Eingangshalle selbst gestaltete Plakate zu den größten Parteien und Kandidaten zur Verfügung. Die Neuntklässler waren schließlich auch dafür zuständig, den vielen unerfahrenen Erstwählern den eigentlichen Wahlakt zu erklären: Wie viele Kreuze darf ich machen? Wann ist meine Stimme ungültig? Und wie war das nochmal mit dieser Erst- bzw. Zweitstimme? Ihren Job haben alle Wahlhelfer pflichtbewusst und (meist…) motiviert wahrgenommen, sodass Organisation und Ablauf der Wahlen reibungslos funktionierten.
Am Montag nach der eigentlichen Bundestagswahl war es dann so weit: Alle Wahlzettel waren ausgezählt und das Ergebnis der Hölty-Juniorwahl konnte bekanntgegeben werden. Was die Statistiken sofort zeigten: Auch am Hölty wurde die große Koalition abgewählt. Doch anders als beim realen Ergebnis schaffte es hier die SPD knapp vor der CDU als Sieger der Wahl hervorzugehen. Die Grünen erreichten mit gut 19 Prozentpunkten ein weit überdurchschnittliches Ergebnis, wohingegen die Linkspartei an der 5-Prozent-Hürde gescheitert wäre. Die AfD kommt im Vergleich zur Bundestagswahl nur auf knapp 5,5 Prozentpunkte. Interessant ist zudem das Abschneiden der MLPD sowie der Partei „Die Partei“. Ginge es nach dem Willen der Höltyaner, hätte insbesondere letztere nur knapp den Einzug in den deutschen Bundestag verpasst.
Insgesamt zeigte sich Projekt-Initiator und Politik-Fachobmann Andreas Glück zufrieden mit dem Ergebnis der Juniorwahl am Hölty-Gymnasium: „Unsere SchülerInnen haben sehr seriös und verantwortungsvoll gewählt, ein Grund mehr, stolz auf sie zu sein.“ Die Tatsache, dass bundesweit über 3400 Schulen an dem Projekt teilgenommen haben, das besondere Engagement aller beteiligten Schülerinnen und Schüler sowie das seriöse Endergebnis der Wahl am Hölty-Gymnasium könnten als Anstoß für eine weiterführende Debatte dienen, ob eine Begrenzung des Wahlalters auf 18 Jahre tatsächlich noch gerechtfertigt ist.
Julia Keunecke