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Die aktuelle Lage in der Ukraine sowie die Geschichte des Landes und das Verhältnis zu Russland sind hochkomplexe Themen. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10b und des 12. Jahrgangs hatten am Montag die Gelegenheit, einem Experten dazu Fragen zu stellen und darüber zu diskutieren. Prof. Dr. Hans-Christian Petersen war aus diesem Grund am Hölty-Gymnasium zu Besuch. Der Historiker mit dem Schwerpunkt osteuropäische Geschichte lehrt an der Universität Oldenburg. In das Thema stieg er mit einem persönlichen Bezug ein: Er zeigte Fotos von seinen Aufenthalten in Sankt Petersburg und Kiew aus der Zeit vor dem Krieg. „Bei meiner Reise erlebte ich Kiew als junge, lebendige, vibrierende Stadt“, schilderte Petersen seine Eindrücke. Und als der Krieg ausbrach, verfiel er in eine regelrechte „Schockstarre“. Bei der pausenlosen Recherche über die Lage des Landes stellten Petersen und seine Kollegen sich die Frage: „Hätten wir das kommen sehen müssen?“

Die Frage nach dem Grund des Krieges beschäftigte auch die Schülerinnen und Schüler. Träumt Wladimir Putin von einer Vergrößerung Russlands nach dem Vorbild der Sowjetunion oder lenkt er von innenpolitischen Problemen ab? Bei der Diskussionsrunde ging es auch um die Geschichte der Sowjetunion, die Annexion der Krim, Rechtsextremismus in der Ukraine und ein mögliches Ende des Krieges. Dank Prof. Petersen erhielten die Schülerinnen und Schüler einen vertieften Einblick in die komplexe Situation in der Ukraine und Russland. Einige Punkte waren Prof. Petersen am Schluss noch besonders wichtig. Er verdeutlichte, dass die russische Gesellschaft kein Kollektiv sei, sondern sehr individuell, und man die russische Bevölkerung keinesfalls pauschal verurteilen dürfe. Auch die Tatsache, dass der Krieg in der ukrainischen Gesellschaft seit dem Jahr 2014 Realität ist, hob Prof. Petersen hervor – und dass die Ukraine auch im übertragenen Sinn nicht weit weg von Deutschland sei: „Das Leben in Kiew vor dem Krieg war dem Leben in einer deutschen Großstadt wie Berlin sehr ähnlich“, vermittelte Prof. Petersen den Schülerinnen und Schülern.

Jan-Henrik Flecke