Am 12. Dezember 2024 blickte die ganze Schachwelt nach Singapur. Der dramatische Fehlzug von Weltmeister Ding Liren – ein Turm auf f2, den er dort nie hätte platzieren dürfen – dominierte internationale Schlagzeilen weit über die Schachszene hinaus. Einen Tag später, am 13. Dezember, spielte sich im niedersächsischen Uelzen ein ganz ähnliches, wenn auch deutlich kleineres Drama ab, bei dem jedoch am Ende das Hölty-Gymnasium Celle die Nase vorn behielt.
Im Lessing-Gymnasium Uelzen fand die Vorrunde zur Niedersächsischen Mannschaftsmeisterschaft im Schulschach statt. Gespielt wurde in Viererteams mit einer Bedenkzeit von 15 Minuten pro Spielerin bzw. Spieler. Das Hölty-Gymnasium war mit zwei Mannschaften am Start: In der Wertungsklasse (WK) IV (Jahrgänge 2012 und jünger) traten Razvan Pupaza (6c), Johann Ngansso Samtleben (7c), Tristan Kruse (7d), Felina Borgemien (6a) und Emran Scheivanie (5c) an, in der WK III (Jahrgänge 2010 und jünger) spielten Tjorge Peters (9c), Emal Scheivanie (7c), Dilian Barispek (7b) und Christoph Pennuttis (7d). Betreut wurden die Schülerinnen und Schüler vom Leiter der Hölty-Schach-AG, Andreas Hidasi.
Das Teilnehmerfeld war bunt gemischt und hochkarätig: Unter anderem waren Mannschaften vom Lessing-Gymnasium Uelzen, dem Immanuel-Kant-Gymnasium Lachendorf, dem Hermann-Billung-Gymnasium Celle, der Drawehn-Schule KGS Clenze und der KGS Bad Bevensen vertreten. Insgesamt traten in der WK IV sieben, in der WK III sechs Mannschaften gegeneinander an.
Für das Hölty-Gymnasium lief es zunächst hervorragend: Die WK-IV-Mannschaft dominierte das Turnier und gab bis zur letzten Runde kaum einen Brettpunkt ab. Ähnlich wie bei Ding Liren sorgte die komfortable Situation vor der finalen Partie jedoch auf einmal für besonderen Druck – und tatsächlich passierte das Unfassbare. In der letzten Runde kam plötzlich Sand ins Getriebe und den überraschenden Turniersieg vor Augen machte sich Nervosität breit. Auf einmal wurden taktische Fehler gemacht, Damen eingestellt und das vorher sicher geglaubte Match ging verloren. Plötzlich begann das große Zittern: Würde das reichen, um dennoch Erster zu werden?
Anders als für Ding Liren nahm die Geschichte glücklicherweise für das Hölty-Team ein mehr als versöhnliches Ende. Aufgrund der sehr guten Brettpunkte (vergleichbar mit dem Torverhältnis im Fußball) aus dem vorangegangenen Turnierverlauf verteidigte die Hölty-Mannschaft den ersten Platz in der WK IV. Die Erleichterung war groß, der Jubel bei der Siegerehrung umso lauter.
Auch das Team der WK III zeigte sein ganzes Schachkönnen und eine überzeugende Leistung. Angesichts der hohen Konkurrenz erkämpften sich die vier Höltyaner einen beachtlichen dritten Platz – ein großartiger Erfolg, der deutlich macht, wie breit das Hölty-Gymnasium im Schachsport mittlerweile aufgestellt ist.
Mit dem Sieg in der WK IV hat sich das Hölty-Gymnasium für die nächste Runde, den Entscheid des Bereichs Lüneburg, qualifiziert. Am 28. Februar 2025 geht es in Buchholz in der Nordheide weiter, wo sich unsere jungen Talente erneut mit den stärksten Mannschaften messen und um die Qualifikation zur Niedersächsischen Meisterschaft kämpfen werden.
Einmal mehr hat sich gezeigt: Schach kann nicht nur auf der großen Bühne für Aufregung sorgen. Auch im Schulwettbewerb liegen Freud und Leid oft eng beieinander. Doch während Ding Liren am Ende mit leeren Händen dastand, reiste das Hölty-Gymnasium nach einem aufregenden Schachtag in Uelzen mit Podestplätzen im Gepäck nach Hause – und mit der Gewissheit, dass jeder Punkt auf dem Weg zum Titel zählen kann.
Andreas Hidasi