Und zum Schluss landet Marcel doch wieder bei der Dating-App Tinder. Er ist immer noch auf der Suche nach einem Partner fürs Leben – oder wenigstens für einen Lebensabschnitt. In dem Premierenstück „Hefe oder der Sinn des Lebens“ der Theater-AG des Hölty-Gymnasiums steht die Suche im Zentrum verschiedener ineinander verwobener Handlungsstränge. Doch manchmal landet diese Suche auch vorerst in einer Sackgasse, so etwa bei Marcels erstem Anlauf, bei dem er den verschüchterten und unsicheren Psychologiestudenten Luis datet. Zwischen den beiden scheint es zwar zu funken, ganz glatt läuft es dann aber eben doch nicht, unter anderem, weil Luis die Hefe im Supermarkt nicht finden kann. Dabei wäre ein selbstgebackener Apfelkuchen doch genau das Richtige für das zweite Date gewesen.
Und so scheint es für Marcel und Luis, überzeugend gespielt von Denis Buss und Simon Laukart aus dem Jahrgang 12, mit der Suche nach der großen Liebe wie mit der Suche nach der Hefe im Supermarkt zu sein. Unscheinbar klein, grün verpackt, verborgen in den hintersten Regalen ist die Hefe für die verzweifelt Suchenden mitunter kaum zu finden. Das Stück „Hefe oder der Sinn des Lebens“ wurde von Höltyanerinnen und Höltyanern in der Arbeitsgemeinschaft „Kreatives Schreiben“ unter der Leitung von Dr. Johannes Thiele verfasst. Es verpackt die verschiedenen Suchbewegungen, die heute vor allem Jugendliche und junge Erwachsene bewegen, humorvoll und gleichzeitig zum Nachdenken anregend.
So ist auch Katharina auf der Suche, die WG-Mitbewohnerin von Student Luis, leidenschaftlich von Mieke Petersen aus dem 10. Jahrgang verkörpert. Katharina ist überzeugt davon, als Influencerin mit Instagram-Stories das große Geld zu machen. Ständig sucht sie nach geeigneten Themen, mit denen sie Follower generieren kann. Sie schreckt dabei vor nichts zurück, missbraucht die Gutmütigkeit ihrer Freunde und Nachbarn und verbiegt sich am Ende für den Erfolg im Netz selbst, indem sie Themen in ihrer Insta-Story aufgreift, die sie zu Beginn belächelt hat. Ein gelungener Selbstfindungsprozess sieht anders aus.
Professionell und akribisch hat sich die Theater-AG unter der Leitung von Daniela Bunkenburg im Laufe des Schuljahres auf die Inszenierung und die Aufführung am Ende der letzten Woche vorbereitet. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Herausgekommen waren zwei Premieren-Aufführungen im Foyer der Schule am Standort in Celle mit den Hölty-Darstellerinnen und Darstellern Denis Buss, Simon Laukart, Sunny Hamel, Mieke Petersen, Phillip-Luca Pokorra, Eli Bickmeyer und Emma Winterberg aus den Jahrgängen 10 bis 12, die ihre Rollen gelebt, den verkörperten Figuren Glaubwürdigkeit verliehen und so das Publikum mitgenommen haben. Am Ende konnte dieses mit Fug und Recht behaupten, gut unterhalten worden zu sein. Und der eine oder andere wird sich beim nächsten Einkauf im Supermarkt so seine Gedanken machen, wenn er nach der Hefe sucht.
Michael Rücker