You are currently viewing Wie Corona mich dazu brachte, eigene Unterrichtsvideos zu drehen
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Welcher Schüler würde nicht gerne mitten im Unterricht manchmal auf Pause drücken? Um etwas mehr Zeit für die Aufgabe zu haben oder über die Erklärung noch einmal nachzudenken. Oder vielleicht um den Lehrer einfach mal in seinem Redeschwall zu stoppen.

Durch Corona konnten meine Schüler in der fünften Klasse genau das in meinen Unterrichtsvideos tun, die nach einem Stop-and-Go-Prinzip funktionieren. Die Filme bestehen aus Aufnahmen meines Computerbildschirms, auf dem unser Smartboard-Notebook-Programm und meine dafür erstellten Tafelbilder zu sehen sind, und aus meinen durch Audiokommentar hinzugefügten Erklärungen sowie aus einzelnen schriftlichen Einblendungen. Nach und nach führe ich den Stoff wie auch im Unterricht an den Beispielen aus dem Buch ein. Wenn die Schüler eine Aufgabe im Buch lösen sollen, dann drücken sie auf Pause und können diese Aufgabe in ihrer eigenen Geschwindigkeit lösen. Danach drücken sie wieder auf Play und ich zeige die Lösungen und erkläre, wie man zu ihnen kommt.

Wie bin ich zu diesen Unterrichtsvideos als eine Möglichkeit des digitalen Fernunterrichts gelangt? Gleich zu Beginn der „Corona-Ferien“ fragte mich ein Schüler, wie man denn Anhänge mit Mails sendet. Ich wusste, dass eine schriftliche Erklärung nicht hilfreich wäre, deshalb schnappte ich mir mein Handy, schaltete meine Screenrecorder-App an und filmte, wie man in IServ an eine Mail einen Anhang hochlädt. Dieses erste Video mit meinen integrierten Erklärungen war der Startpunkt. Danach lud ich mir auch für den PC einen Screenrecorder herunter und begann im Rahmen des PC-Unterrichts kleine Tutorials zu der Arbeit mit Word zu erstellen, die ich mit dem Movie Maker schnitt. Eine gute Vorbereitung der Fünftklässler auf den digitalen Fernunterricht, wie sich nach den Osterferien dann herausstellte.

Als das Ministerium endlich die offizielle Erlaubnis für den digitalen Fernunterricht gab, stand ich vor der Frage, wie ich meinen Schülern die Unterstützung geben könnte, die sie brauchten, um den neuen Stoff zu erarbeiten. Ich wusste, dass in der Unterstufe nicht alle Schüler einen eigenen PC besaßen und damit regelmäßige Videokonferenzen schwierig würden. Mit den Unterrichtsvideos konnte jede Schülerin und jeder Schüler in seinem Tempo und zu ihren Zeiten sich den Stoff erarbeiten. Außerdem konnte ich so zugeschnitten auf das Buch und das Arbeitsheft den Stoff erarbeiten und meine Erklärungen auf digitalem Wege am besten zu den Schülern transportieren.

Natürlich kosten diese Unterrichtsvideos gerade anfangs viel Zeit. Man muss das Tafelbild sinnvoll und ausführlich vorbereiten und so manches Mal ist mir während des Drehens noch ein Fehler aufgefallen. Dann kommt die Phase, in der man alle Tafelbilder mit Erklärungen über den Screenrecorder aufnimmt, möglicherweise auch mit einer Aufnahme von sich selbst beim Erklären. Zum Abschluss muss das Video natürlich noch geschnitten werden, was etwas Übung kostet. In den ersten Videos ist meine Stimme nicht durchgängig zu hören, da die Bewegungen mit der Maus und das Tippen den Ton behindern. Im Endeffekt habe ich bei den späteren Videos dann noch einmal einen Audiokommentar mit dem Schnittprogramm in das Video hineingesprochen, damit man mich gut hören kann. Dieser ganze Aufwand ist natürlich nicht ständig leistbar, aber meinen Schülern zuliebe habe ich mir die Mühe gemacht und dabei auch einiges gelernt. In Zukunft werden Erklärvideos oder die Produktion von Erklärvideos häufiger mal ein Teil meines Unterrichts sein.

 Julia Glage