Am 16. Mai hieß es im Hölty einen Tag lang Vorhang auf für eine Zirkusshow der besonderen Art: Nicht nur durften die Spanisch-Lernenden des 11. und zukünftigen 6. Jahrgangs einen bunten Mix aus Jonglage, Diabolos, Clowns-Einlagen und gewagten Akrobatik-Nummern bestaunen, sondern die vier jungen Künstler standen auch nach ihren Auftritten noch für unsere Schülerinnen und Schüler zur Verfügung, um von sich und ihrem Projekt zu erzählen:
In Granada, Nicaragua, wurde 2001 die “Escuela de Comedia y Mimo” gegründet, eine Zirkusschule für benachteiligte Kinder und Jugendliche aus den ärmeren Vororten Granadas. Einmal im Jahr touren die Artisten durch Europa, um auf sich aufmerksam zu machen und weitere finanzielle Unterstützung zu finden.
Rafael, damals selbst ein Schüler der Schule und nun als Organisator mit dabei, berichtete, wie er durch das Theater an Selbstvertrauen gewann und welch wichtige Aufgabe die Schule vor Ort hat: In Nicaragua ist Kunst kein Schulfach, sodass den Heranwachsenden nur durch private Initiativen wie diese der Zugang zu Kultur und ästhetischen Ausdrucksmöglichkeiten ermöglicht wird – und eine Alternative zu dem Leben auf der Straße für sie bietet.
Dies erfuhren die Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs im Anschluss an die Darbietung in Interviews, bei denen sie ihre seit August 2018 erworbenen Spanischkenntnisse zum ersten Mal an Muttersprachlern ausprobieren konnten.
Während die älteren Spanisch-Lernenden also auch einen kleinen Einblick in die persönliche Welt der Artisten erhielten, waren die jüngeren vor allem von den riskanten akrobatischen Figuren so angetan, dass sie nach der Aufführung zur Bühne stürmten, nach Fotos und Autogrammen fragten und gleich selbst ein paar Übungen vorführten. Dabei wurden ebenfalls schon erste Worte auf Spanisch gewechselt; die Kinder verabschiedeten sich mit „Adiós amigos“ und sicherlich viel Vorfreude auf eine neue Sprache und vielleicht ja sogar ein Wiedersehen im nächsten Jahr.
Sophie Scheelen