Bis Julia Engelmann kam, waren Poetry Slams nur Kennern ein Begriff. In einem Video trägt die Bremer Studentin ihren lyrischen Text – einen Aufruf, das Leben nicht zu vergeuden – einem Publikum vor. Fünf Millionen Mal wurde ihr Auftritt mittlerweile angeklickt – und sorgte dafür, dass die „Poetry Slam“ genannte Dichterschlacht einem breiten Publikum bekannt wurde.
CELLE. Die Schüler am Hölty-Gymnasium waren schon vorher mit dem Begriff vertraut, schließlich wurde der Wortwettstreit schon in einigen Klassen in den Lyrikunterricht integriert. Das Interesse war dabei so groß, dass 23 Schüler der Klassen 9 bis 11 an einem „Poetry Slam“-Workshop teilgenommen haben. Dabei vermittelte der preisgekrönte Poetry Slammer und frühere Sonderpädagogikprofessor Klaus Urban sein Können. „Poetry Slams“ sollen Jugendliche für das Schreiben und für Literatur interessieren und begeistern“, so Urban.
Nach seiner Performance des „Reims, der sich nicht reimen wollte“ und einigen Bewegungsübungen wärmten sich die Schüler mit selbst geschriebenen Haikus auf, bevor es nach einem Brainstorming an das Schreiben eines längeren Textes ging, der später auf der Bühne im Theaterraum vorgetragen werden sollte. Was die Workshop-Teilnehmer in der begrenzten Zeit für umfangreiche und kreative Texte ablieferten, verblüffte selbst Urban. Das Spektrum der Themen reichte vom Sinn des Lebens über Musik, Politik und alltägliche Beobachtungen wie der Busfahrt zur Schule bis hin zu einer humorvollen Abhandlung über Dinosaurier.
Mit Laptop, Zettel oder dem Text im Kopf bewaffnet, trugen die Schülerinnen und Schüler ihre Texte vor. Sophia Thiele (Klasse 11) erzählte dabei etwa nachdenklich-humorvoll von der Schwierigkeit, Entscheidungen zu fällen, Franziska Küpper (Klasse 10b) philosophierte über das Vergehen der Zeit, und Ahmed Musaev (9a) stellte mit einem ironischen Unterton den Alltag eines Optimisten dar. Auch die anderen Vorträge wurden vom Publikum, das sich aus den Teilnehmern zusammensetzte, durchweg mit guten Bewertungen bedacht, die die Mitschüler nach dem Auftritt in Form von Jurykarten anzeigten.
Michael Ende