Die Mensa unserer Außenstelle in Hambühren war am Abend des 23. Januar 2025 sehr gut gefüllt. Das lag an einem spannenden und hochaktuellen Thema: Christian Riebandt, Leiter des Präventionsteams und Beauftragter für Jugendsachen der Polizeiinspektion Celle, informierte Eltern aus den Jahrgängen 5 bis 9 in einem kurzweiligen Vortrag über die Themen Cybermobbing und Social Media. Herr Riebandt veranschaulichte die Gefahren der Nutzung von Social Media durch junge Menschen an zahlreichen Fällen aus der jüngeren Vergangenheit, die sich fast allesamt im Landkreis Celle zugetragen haben.
Die Erstellung eines Accounts in sozialen Netzwerken verglich er mit der Anmietung einer Garage. In diese Garage stellten unbedarfte Nutzende häufig sehr private Informationen, Fotos und Videos – ohne sich darüber bewusst zu sein, dass nicht nur sie selbst und andere Nutzende, sondern auch die Betreiber der sozialen Netzwerke den Schlüssel zu dieser Garage hätten. Die Nutzenden seien selbst in der Verantwortung, ihre eigenen Daten zu schützen.
In diesem Zusammenhang verwies Herr Riebandt auf die Homepage klicksafe.de, auf der zahlreiche Informationen und Handlungsempfehlungen für eine sichere Nutzung des Internets sowie insbesondere sozialer Netzwerke zu finden sind. Auch könne man über die Account- bzw. Sicherheitseinstellungen der sozialen Netzwerke selbst bestimmen, welche Daten und Informationen für wen sichtbar seien. Konkret machte der dies am Beispiel WhatsApp deutlich: Herr Riebandt empfiehlt, auf ein Profilbild zu verzichten, um Missbrauch (z. B. Identitätsklau, Nutzung von Fotos für Cybermobbing) vorzubeugen. Auch rät er dazu, die Funktion „zuletzt online“ bzw. die Lesebestätigung in Form blauer Häkchen zu deaktivieren – insbesondere vor dem Hintergrund der Erwartungen anderer Personen, dass Nachrichten möglichst sofort beantwortet werden müssten. Bei der von jungen Menschen häufig genutzten App TikTok gibt es, so informierte Herr Riebandt, zudem einen „begleiteten Modus“, der es Eltern ermöglicht, die Aktivitäten ihrer Kinder im Blick zu behalten. Grundsätzlich sprach Herr Riebandt sich zwar dafür aus, dass Vertrauen besser als eine ständige Kontrolle der Kinder, eine Regulierung der Bildschirmzeit bzw. der Nutzung(sdauer) einzelner Apps durch die Eltern aber sinnvoll sei.
Betroffenen von Cybermobbing rät Herr Riebandt, auf Beleidigungen nicht einzugehen. Ansonsten könne eine Spirale verbaler Gewalt in Gang gesetzt werden. Betroffene sollten sich Hilfe von Eltern, Freunden oder Lehrkräften holen, die Taten per Screenshot dokumentieren, die Täterinnen und Täter blockieren und der Sache gemeinsam mit der Polizei und/oder anderen hilfsbereiten Menschen nachgehen.
In Fällen von Cybergrooming, einer gezielten Manipulation junger Menschen im Internet, die mit sexuellen Übergriffen oder sexuellem Missbrauch einhergeht, rät Herr Riebandt dazu, schnellstmöglich die Polizei zu informieren. Ermittlungserfolge aus der jüngeren Vergangenheit zeigten, dass die Polizei in solchen Fällen erfolgreich tätig werden könne. Insbesondere für Fälle von Cybergrooming, aber auch bei Verleumdungen und Beleidigungen über Social Media sollten Betroffene Riebandt zufolge neben strafrechtlichen auch zivilrechtliche Möglichkeiten ausloten, um sich gegen Cybermobbing- oder -groomingaktivitäten zur Wehr zu setzen.
Als Fazit des Abends ist festzuhalten, dass die Bereiche Cybermobbing und Social Media zwar nicht unmittelbar in den direkten schulrechtlichen Bereich gehören, Vorkommnisse und Taten aber oft einen schulischen Bezug haben. Wichtig ist daher, dass es an Schulen Ansprechpersonen – bei uns z. B. unsere Beratungslehrerinnen Frau Meyer-Bothling und Frau Jensen sowie unser Schulsozialarbeiter Calvin Free – gibt, die von Betroffenen im Bedarfsfall kontaktiert werden können. Unerlässlich scheint eine gemeinsame, dialogische und konstruktive Zusammen- und Präventionsarbeit durch Eltern, Schule, Polizei und die Schülerinnen und Schüler selbst. In Mobbingfällen ist es z. B. denkbar, dass Täterinnen und Täter im Sinne eines „No-Blame-Approachs“ selbst an der Aufarbeitung ihrer Taten mitwirken. Dies sei oft wirksamer als eine strenge Bestrafung, so Riebandt.
Am Hölty-Gymnasium gibt es bereits zahlreiche Präventionsprojekte zu verschiedenen Themen. Wie wichtig diese Projekte sind, hat der Abend mit Herrn Riebandt einmal mehr gezeigt. Die Bereiche Cybermobbing und Social Media werden wir künftig noch stärker in den Blick nehmen und gemeinsam bearbeiten.
Stefan Lahme