Und dann ging das Licht am Standort in Celle aus: Nachdem das Hölty-Gymnasium 53 Abiturientinnen und Abiturienten in einer feierlichen Zeremonie entlassen hatte, leerte sich der Festsaal und den Beteiligten wurde klar, dass hier ein besonderer Jahrgang verabschiedet wurde – der letzte an der Ludwig-Hölty-Straße, und daher passte das Abi-Motto „Der Letzte macht das Licht aus“. Doch Schulleiter Stefan Lahme sagte in seiner Festrede, dass dies kein Ende, sondern ein Neuanfang ist – sowohl für die Absolventinnen und Absolventen, die sich mit dem Abitur nun neuen Herausforderungen stellen, als auch für das Hölty-Gymnasium, deren Schülerinnen und Schüler von nun an in Hambühren das Abitur machen werden.
Christine Hesberg und Andreas Glück hatten sich im Namen des Kollegiums für diesen Anlass eine besondere Idee für ihre Rede überlegt. Am Beispiel eines chemischen Experiments, bei dem eine Flüssigkeit ihre Farbe mehrfach ändert, zogen sie Parallelen zum Leben und veranschaulichten, wie es farbiger, vielfältiger und lebendiger wird. In der ersten Phase, der Kindheit, ist die Flüssigkeit noch klar. „Es gab kaum Probleme, und die Eltern kümmerten sich um vieles“, sagte Christine Hesberg. Mit der Bildungsempfehlung gab es eine erste Reaktion, die Farbe änderte sich. Nun stand soziale und intellektuelle Bildung und eine neue Schule mit vielen Möglichkeiten zur Entfaltung im Mittelpunkt. In der dritten Phase entwickelten sich die Schülerinnen und Schüler im Zusammenspiel mit der Umwelt weiter. Die Persönlichkeiten wurden hinsichtlich ihrer Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen ausgeprägt – mit dem Rat und Beistand der Eltern. Nach dieser „grünen“ Phase färbte sich die Flüssigkeit rot. Moralisches Handeln und Integrität sind jetzt besonders wichtig. „Bleibt trotz Krisen zukunftsfreudig und achtet auf Liebe in allen tragenden Beziehungen im Leben“, sagte Andreas Glück. Für die Färbung der nächsten Phasen seien die Abiturientinnen und Abiturienten nun selbst verantwortlich.
Einen humorvollen Rückblick auf ihre Schulzeit boten Lara Heise und Phillip Diemke im Namen des Abschlussjahrgangs. Sie spannten den Bogen von der Einschulung, der ersten Profilwahl, der Pandemie mitten in der Pubertät, als es noch kein ChatGPT gab und man noch googlen musste, über den Umzug nach Hambühren und die leerer werdenden Hallen der Schule in Celle bis zum Oberstufenunterricht. Dabei boten sie einen Einblick in die Arbeit in den Leistungskursen, bedankten sich bei ihren Lehrerinnen und Lehrern mit Geschenken und berichteten über das Abitur und das anschließende Gefühl der Freiheit.
Dass dieser Jahrgang auch musikalische Highlights bietet, bewiesen Leanna Hefle, Sophia Awerbuch und Marius Höger mit Nico Egenlauf bei ihren hervorragenden Darbietungen von „The Winner Takes It All“ und „I Will Survive“.
Musikalisch ging es dann auch bei der Zeugnisübergabe weiter. Wie am Hölty-Gymnasium üblich, wurden die Abiturientinnen und Abiturienten einzeln auf die Bühne gerufen, wobei ein persönlich ausgewähltes Lied gespielt wurde. Schulleiter Stefan Lahme lobte dabei das Engagement der einzelnen Schülerinnen und Schüler, von denen sechs bei ihrer Abschlussnote eine Eins vor dem Komma haben. Emily Disendorf (1,3), Leonie Beins (1,5) und Jacob Leineweber (1,5) schlossen als Jahrgangsbeste ab.
Zum Abschied gab Stefan Lahme dem Abschlussjahrgang noch mit auf den Weg, dass in dieser unruhigen Welt junge Menschen mit Ideen, Energie, Verantwortung, Überzeugungen, Respekt, Toleranz, Offenheit und Haltung von größter Bedeutung sind. „Die demokratische Gesellschaft braucht Sie!“ Und auch wenn der Letzte hier das Licht ausmacht: „Trauen Sie sich, neue Lichter zu entzünden.“
Jan Henrik Flecke
