Wenn man 20 Leute fragt, was Europa für sie bedeutet, bekommt man mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens 20 verschiedene Antworten. Europa kann man auf ganz verschiedene Weise begreifen: geografisch, politisch, wirtschaftlich, historisch, gesellschaftlich, rechtlich, sprachlich, wissenschaftlich, kulturell und eben auch künstlerisch. Genau hier setzte das Hölty-Gymnasium am Europatag 2025 an. Für den Europatag 2025 haben die Klassen 7a und 7d unter der Leitung von Frau Bittner zum Thema: „NANAs – Der Freiheit entgegen!“ farbige Figuren aus Pappmaché gefertigt. Inspiriert wurden die Arbeiten unserer Schülerinnen und Schüler von den berühmten Nanas der Künstlerin Niki de Saint Phalle am Leineufer in Hannover. Ausgestellt sind sie seit dem 9. Mai 2025 im Untergeschoss des Hambührener Rathauses.
Am diesjährigen Europatag wurde die Ausstellung bei strahlendem Sonnenschein gemeinsam mit dem Hambührener Bürgermeister Carsten Kranz feierlich eröffnet. In seiner Rede wies Kranz auf die Relevanz Europas und der Europäischen Union (EU) in politisch unruhigen Zeiten hin. Kranz hob hervor, dass der europäische Gedanke durch Partnerschaften mit europäischen Städten und Gemeinden auch in Hambühren und insbesondere in der Versonstraße – ein echtes Symbol der deutsch-französischen Freundschaft – eine ganz wichtige Rolle spielt.
Dass Europa wichtig ist, müsste eigentlich auf der Hand liegen. Als Mitgliedstaat der Europäischen Union (EU) leben wir hierzulande seit 80 Jahren in Frieden. Unser Wohlstand als exportorientierte Volkswirtschaft ist auch und insbesondere durch unsere EU-Mitgliedschaft möglich. Die EU in unserem Alltag immer präsent: Der europäische Verbraucherschutz sorgt für sichere Lebensmittel oder Kosmetikartikel. Wenn wir Urlaub innerhalb der EU machen, brauchen wir kein Visum und müssen oftmals kein Geld umtauschen. Junge Menschen können durch EU-finanzierte Austauschprogramme andere Länder, Sprachen und Kulturen kennenlernen – sehr bald übrigens auch bei uns am Hölty, wo aktuell ein Erasmus-Projekt in Arbeit ist. Personen, Geld, Waren und Dienstleistungen können sich innerhalb der EU ziemlich frei bewegen. Als EU-Bürgerinnen und Bürger genießen wir also viele Vorteile, die oft für selbstverständlich gehalten und möglicherweise nicht immer bewusst wahrgenommen werden.
Insbesondere am jährlich stattfindenden Europatag ist es wichtig, auf die Relevanz und die Vorteile der EU für uns aufmerksam zu machen. Das Projekt EU wirkt aktuell oft alles andere als gefestigt. Europakritische Stimmen sind lauter und stärker geworden. Fälschlicherweise wird zum Beispiel behauptet, Deutschland habe durch die EU-Mitgliedschaft irgendwelche wirtschaftlichen Nachteile. Rufe nach einer Schließung innereuropäischer Grenzen werden laut. Die Migrationspolitik wird immer weiter verschärft. Europäische Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit drohen auf der Strecke zu bleiben. Mitunter ist eine Abkehr von der EU zu beobachten oder es wird gefordert, die EU auf eine Wirtschaftsunion zu beschränken. Dabei geht es in der heutigen Zeit gar nicht ohne ein gemeinsames Europa. Das zeigt sich aktuell auch und vor allem mit Blick auf die Sicherheitspolitik. Wenn wir uns auf die USA als Schutzmacht der NATO nicht mehr verlassen können, dann wird Europa wichtiger denn je.
Zurück zum Anfang: Was Europa ist, was Europa sein kann oder sein sollte, kann Jede und Jeder für sich selbst definieren. Das ist auch der Grundgedanke der Ausstellung. Das zeigt sich in den vielen kleinen Details der von unseren Schülerinnen und Schülern liebevoll gestalteten Nanas. Symbole wie die EU-Flagge, für Frieden oder für Gleichberechtigung sind auf den Figuren zu finden. Dabei liegt die Interpretation dieser Symbole und auch der einzelnen Nanas immer im Auge der Betrachterin und des Betrachters. Zudem lädt die Ausstellung zur Interaktion ein – sei es im Smalltalk mit anderen Besucherinnen und Besuchern oder durch die Interpretation von Karikaturen sowie das Hinterlassen persönlicher Eindrücke und Botschaften auf hierzu zur Verfügung gestellten Stellwänden. Bis zum 15. Mai ist ein Besuch möglich – es lohnt sich sehr! Die Öffnungszeiten sind: montags von 8:00 Uhr bis 12:00 Uhr sowie von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr, dienstags von 8:00 Uhr bis 14:00 Uhr, mittwochs von 7:30 Uhr bis 12:00 Uhr und donnerstags von 10:00 Uhr bis 13:00 Uhr sowie von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Stefan Lahme




