Was für eine hervorragende Möglichkeit für die Hölty-Bigband gleichzeitig zu lernen, Eindrücke zu sammeln und zu konzertieren. Die Begegnung mit dem Landesjugendjazzorchester Windmachine war solch ein Event. Man konnte zeigen, was man schon kann und erfahren, was es sonst noch alles gibt an Zielen auf diesem Gebiet der Bigbandmusik.
Ein Konzert mit sehr guten Leistungen beider Gruppen fand im Beckmann-Saal statt. Die Hölty-Bigband mit Leiter Joschua Claassen gestaltete den ersten Teil, nach der Pause präsentierte sich Windmachine mit Leiter Uli Plettendorf und seinen Auswahlkönnern aus ganz Niedersachsen.
Die Hölty-Bigband begann mit „Fly me to the moon”, einem nicht zuletzt durch Frank Sinatra wohlbekannten Standard. Mit diesem gut ausgewählten Swing-Opener kam die Band inklusive der Solistin Emmy Heese gleich richtig in Stimmung, die bei „Day Tripper“ von den Beatles in eine neue Richtung gelenkt wurde. Ein klasse Stück im Rock-Feeling mit einem prägnanten Bass-Ostinato von der Bassposaune und dem Bariton-Sax verstärkt. Hier wurden die rhythmischen Fähigkeiten der Musiker gleich ordentlich gefordert. Das machte Spaß und riss bereits hier schon das Publikum mit (Soli: Marius Höger und Aaron Gerdes). Bigband-Jazz, die populäre Variante der klassischen Musik, zeigt sich aber auch in herrlichen Balladen wie Blue Moon, durch Leanna Hefle als Sängerin zauberhaft in Szene gesetzt.
Einen Höhepunkt bildete dann der bekannte Titel von Duke Ellington, dem Mann, der den Jazz zur Orchestermusik weiterentwickelte. Gleich mit den ersten Klängen (Solo: Noah Fricke) war das Publikum fasziniert und mitgerissen. Der Wechsel zwischen Latin und Swing war überhaupt kein Problem für die Band und so brach eine regelrechte Begeisterung nach dieser Nummer hervor. Aber auch das folgende Stück „Children of Sanchez“ konnte faszinieren. Ein super Titel!
Bei Mr. Basket, einem Funktitel besonderer Güte, konnten sich die Solisten Marius Höger am Altsaxophon und Aaron Gerdes an der Trompete ausgiebig auszeichnen.
Die zauberhafte Ballade „Indiferencia“ des Hannoveraners Kurt Klose war für die Bigband ein ganz neues Stück, hier fehlte noch ein wenig die Ausstrahlung und Sicherheit. In den nächsten Auftritten wird sich hier gewiss noch viel entwickeln. Einen funkigen Abschluss gab es mit The Chicken. Zu erwähnen ist die problemlose Integration des Gastes Niclas Hochtritt am Schlagzeug, der den etatmäßigen Drummer Nico Egenlauf ersetzte und die Gruppe mit seiner Kreativität super unterstützte. Als Solisten traten mit den Posaunisten Ian Hilmer und Nicolas Bertram weitere Musiker positiv in Erscheinung. Besonders erwähnt sei auch die Pianistin Sophia Awerbuch mit ihrem Solo bei „Children of Sanchez“ sowie dem insgesamt absolut souverän gespielten Klavierpart.
Man kann froh und dankbar sein, wenn sich junge Menschen mit dieser hervorragenden Leistung so engagiert und qualitativ präsentieren, vorbereitet und souverän geleitet durch Joschua Claassen, dem kreativen Bigbandleiter. Und es bleibt zu wünschen, dass diese Arbeit auch in den kommenden Jahren so hervorragend weitergehen möge. Sie ist ein Geschenk für die Jugendlichen, den Leiter, die Eltern und nicht zuletzt das Publikum.
Bei dem Vortrag von Windmachine konnte man feststellen, dass sich Bigband-Jazz nicht nur auf kürzere Jazztitel bezieht, sondern auch ausgefeilte und lange Kompositionen beinhalten kann mit vielen Möglichkeiten der Improvisation. Ausgeprägte Dynamik und anspruchsvolle Harmonik sowie diffizile Rhythmen sind hier die großen Herausforderungen. Begegnungen wie diese können zusätzlich motivieren sich weiter zu verbessern und den Horizont zu erweitern. Das Publikum konnte bereichert und dankbar für dieses facettenreiche Konzert sein.
Text: Egon Ziesmann
Fotos: Lennart Möller