Bis auf den letzten Platz besetzt war der große Musikraum, als alle Religions- und Werte und Normen-Kurse des 11. Jahrgangs interessiert den Worten des aus Hamburg stammenden Islamwissenschaftlers Jannik Veenhuis lauschten. Er schaffte es, die jungen Erwachsenen abzuholen, indem er gleich zu Beginn alle aufforderte, ihr Smartphone zu zücken, um über einen Link alle diejenigen Begriffe einzugeben, die ihnen zum Thema Islam in den Sinn gekommen waren. Die Auswertung wurde zeitgleich über das Smartboard präsentiert. Das Ergebnis war anschaulich und für die Schülerinnen und Schüler womöglich überraschend. Nicht so für Jannik Veenhuis, denn er sagte, dass – egal in welcher Gruppe – der Begriff „Kopftuch“ immer am häufigsten genannt werde. Welches Bild vom Islam haben wir und wodurch ist es geprägt? Dieser Frage ging der Islamwissenschaftler anschließend in Form einer Vorlesung nach, bei der er die Schülerinnen und Schüler immer wieder einbezog. Was sind die Grundlagen des Islam? Wie ist seine Stellung im Kontext der anderen großen Weltreligionen? Wie verbreitet ist er? Aber insbesondere, wer will festlegen, was und wie „der“ Islam ist? Anhand einer Koranexegese wurde deutlich, dass es „den“ Islam nicht geben kann und dass der Kontext des Betrachters zu dessen Auslegung maßgeblich beiträgt. Am Ende des Vortrags lud Veenhuis die Schülerinnen und Schüler ein, im wortwörtlichen Sinne Stellung zu beziehen, indem er kontroverse Fragen stellte und die Schülerinnen und Schüler sich positionieren ließ. Hier hätte die Diskussion wohl gerne noch länger dauern und noch mehr in die Tiefe gehen können, aber eine Auseinandersetzung mit dem für das Zusammenleben in der Gesellschaft so wichtige Thema ist in jedem Fall angestoßen.
Anke Meyer-Bothling